Turrican
Gamereport

TitelbildVielen Spielen sagt man einen Kultstatus nach. Aber nur wenige Games verdienen diese Bezeichnung. Was zeichnet ein Kultspiel also aus? Spiele als hardwareintensive Anwendungen waren stets Zeugnis für die Leistungsfähigkeit der Computersysteme. So finde ich derzeit kaum noch ein aktuelles PC-Spiel in den Verkaufsregalen, das mit weniger als 64 MB RAM und 500 MHz CPU auskommen möchte. Sollte hier ein Spiel mit 64 KB, dem tausendsten Teil des Speicherplatzes, einen ähnlichen Spielspaß vermitteln? Viele Spiele, mit denen man vor 10 Jahren sehr positive Erfahrungen machte, entäuschen in der Emulation seines damaligen Lieblingscomputer. Die blocksteingrosse Grafikauflösung schien man in dieser Zeit zu ignorieren. Nach ein paar Minuten wendet man sich wehmütig von den alten Spieleschätzen ab. Hätte man sie lieber nie wieder gespielt, ist doch die makellose Erinnerung dahin!

Doch es gibt sie. Spiele, die ewig jung geblieben sind. Spiele, die auch heute noch eine gute Figur machen. Im Bereich der Actionspiele ist mein alter neuer Favorit “TURRICAN”. Die ultimative Waffe gegen Langeweile und Trübsinn. Das mehrfach aufgelegte Original lief schon auf dem C64 und erreichte auf dem AMIGA500 in technischer Perfektion seinen Ruf als Kultspiel.

Der Sound war auf dem C64 schon bahnbrechend. Forderte er doch dem kleinen SID (Soundchip des Commodore 64) alles ab. Wer einen alten C64 in Brotkostenform sein Eigen nannte, konnte stolz den gesampelten ?TURRICAN"-Schrei im Intro aus dem Fernseher brüllen hören. Die späteren C64 besassen einen anderen Soundchip, der die frühere Samplingtechnologie nicht perfekt (zu leise) darstellte. Auf dem AMIGA500 wurde der Gamesound sogar auf CD gebracht und vertrieben!

Bild2Das Spiel selbst ist schnell erklärt. In Jump-and-Run-Manier kann man bei mitscrollendem Bildschirm die Gegend erkunden. Hier gilt der alte Spruch: Was sich bewegt hat nicht mehr lange zu leben. Mit den späteren Bonuswaffen macht ein Joystick mit schnellem Dauerfeuer wieder richtig Spaß (haben aktuelle Joysticks noch ein optionales Dauerfeuer???). Die vielen Level sind stets mit einem fetten Endgegner versehen, der einem das Leben schwer macht. Trotz der vielen Level und der stets stressenden Gegner ist das Spiel nicht zu schwer. Bild3Eine reale Chance existiert eigentlich immer. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen wechselt die Spielfläche von schwindeleregenden Höhen über Höhlenlandschaften bis zu Unterwasserwelten mit riesigen Piranias. Die echt bösen Waffen sind leider viel zu früh verbraucht, was viele zur Nutzung einer geliebten “Trainer-Version” animierte. Das futuristische Design macht eine gute und zeitlose Figur. Auf dem AMIGA (getestet auf CDTV) ist das Spiel absolut ruckelfrei. Neben dem Suchen des Ausgangs jeder Level, welcher mit einem Endkampf verbunden ist, muss man die Kraftreserven aufrischen. Die Suche nach Extra-Leben und Kraft bringt zusätzlichen Biss in das Gameplay.

Für Windows steht derzeit ein 100prozentiger TURRICAN-Clone als Freeware zur Verfügung. Er benötigt Direkt-X und ist nur ganze 32KB groß! Leider ist die Grafik nicht ganz so üppig wie das Original. Zum Abreagieren reicht es jedoch allemal. Der Name des Clone ist deshalb auch T32K. Falls jemand vor der Installation einer C64- oder Amigaemulation zurückschreckt, ist dieses kleine Game goldrichtig.

In der nächsten Ausgabe werde ich ein Strategiespiel vorstellen. Wenn Ihr nicht gerade dem TURRICAN-Fieber verfallen seid, so schaut ruhig wieder in die nächste COMA-Ausgabe.

Mario Heide

Download: T32k.exe, T32k.txt