Messeseminar über die Pläne von AMIGA Inc. und H&P

Jürgen HaageWie Sie ja schon aus dem letzten Bericht wissen, besuchte ich die WoA2000 am Sonntag und verfolgte dort u.A. auch das Seminar welches sich mit den nächsten Schritten befasste, welche AMIGA Inc. und H&P in Zukunft gehen wollen. Jürgen Haage leitete dieses Seminar. Zu Anfang seines Vortrags teilte Jürgen Haage mit, dass er Bill Mc Ewen vertreten soll da der leider wegen wichtigen Verhandlungen nicht anwesend sein könne. Er erwähnte, dass zwar Fleecy Moss anwesend sei aber auch gleich wieder weg müsse, ebenfalls wegen diesen Verhandlungen. Aber er hätte ihn von allem Nötigen in Kenntnis gesetzt. Dabei erinnerte Herr Haage an das Seminar von Fleecy Moss vom Vortag und erklärte erst mal was es nun mit den zu verkaufenden 50.000 Einheiten OS3.9 auf sich hat mit denen die AMIGA-Community geschockt wurde. Sein Kommentar dazu: „Vergessen Sie mal ganz schnell diese Zahl 50.000 wieder.” Im Klartext heißt das nämlich nichts anderes, als dass die Verkaufszahlen für die nächste Zeit (über die nächsten 6 Monate hinweg) gut sein müssen (die 50.000 sei nur eine fiktive Zahl eines Rechenexempels die in dieser Zeit nicht erreicht werden kann und auch nicht erreicht werden muss) damit man mit der Arbeit an OS4.0 beginnen kann. Das sei die einzige Voraussetzung die erfüllt sein muss, weiter soll dem nichts im Wege stehen. Wenn dann alles klappt wird es zum neuen OS4.0 dann auch ein neues Kickstart geben welches dann nativ auf PPC laufen wird.

Amiga wird auch weiterhin mit TAO zusammenarbeiten, trotzdem soll es eventuell einige Richtungsänderungen geben. Genauer wollte sich Herr Haage aber nicht äußern. Was die Hardware angeht, steht AMIGA in Kontakt mit der Firma bPlan die eine neue Hardware angekündigt hat.

bplan-Logobplan Gesellschaft für Planung und Fertigung elektrotechnischer Baugruppen mbH
Georg-Wolff Straße 8
60439 Frankfurt am Main


Dual G3/G4 microATX Mainboard - Codename “PEGASOS”

Mit der PEGASOS Entwicklung stellt die bplan GmbH dem Anwender erstmalig ein Mainboard zur Verfügung, das den Anforderungen des modernen Power Computing gerecht wird.

Durch seine modulare Bauweise kann die Hauptplatine jederzeit durch den Anwender selbst, den Bedürfnisen entspechend aufgerüstet werden.

Bereits in der Grundausstattung verfügt das System über sämtliche zeitgemäßen Schnittstellen. Dies ermöglicht eine einfache Integration, sowohl von Standardkomponenten, als auch kundenspezifischen Highend Geräten, wie z.B. digitale Videokameras.

Durch die einfache Skalierbarkeit der Hardware (CPU,Hauptspeicher und Grafik) kann durch den Fachhandel oder OEM Kunden das System den jeweiligen Leistungsanforderungen optimal angepasst werden. Dies stellt dem Kunden in seiner Wunschkonfiguration ein System mit idealem Preis/Leistungsverhältnis zur Verfügung. Die mögliche Bandbreite geht hier vom kostengünstigen Einprozessor System für den Einsteiger bis hin zu Mehrprozessor Systemen, die zur weitern Leistungssteigerung zu einem Cluster Verbund zusammengeschaltet werden können.

PEGASOS Spezifikation:

  • microATX Mainboard
  • 133 MHz Prozessor Slot
    Optional mit 350 MHz G3 PowerPC / 512k Cache
    bis hin zu Dual G4 PowerPC / 2 MB Cache in aktuellen Taktraten
  • PC133 Hauptspeicher mit zwei Steckplätzen
  • AGP Slot
    Optional mit Matrox G450 Dualhead oder Anwender wählbarer Grafikkarte
  • PCI Subsystem mit drei Steckplätzen für Anwenderspezifische Erweiterungen
  • FireWire mit 100/200/400 MBit Datenübertragung
  • 10/100 MBit Netzwerk
  • USB I/O System mit vier Anschlüssen
  • AC97 Sound Subsystem mit Mikrofon Eingang, Line In/Out und Headset Anschluss
  • Optional Soundblaster Live! (belegt ein PCI Slot)
  • IRDA-Scnittstelle zur Komunikation über Infarot
  • ATA100 mit zwei Kanälen zum Anschluss von vier ATA Geräten
  • KBD für PS2 kompatible Tastaturen
  • Mouse für PS2 kompatible Zeigegeräte
  • Seriell für zwei RS232 Geräte
  • Parallel für Standard Drucker (Centronics)
  • Floppy
  • Gameport für PC-kompatible Joysticks

Quelle: bplan Homepage

Auch wenn einige der Mitarbeiter dieser Firma den Amigausern schon bekannt vorkommen sollten (Phase5), handele es sich doch um eine junge Firma die erst mal unter Beweis stellen müsse ob sie ihre Ankündigungen auch einhalten kann. Aber um OS4.0 entwickeln zu können müsse man auch unbedingt eine neue Hardware haben. Zitat: „Mit diesem 68060 der hier drin steckt und dem PowerPC Koprozessor der hier bei ist, kommen wir nicht weiter“, die Plattform von bPlan wäre da eine gute Basis. Was die neue Hardware angeht möchte Herr Haage, dass es beim Umstieg einen fließenden Übergang gibt (Man soll sich eine neue Hardware kaufen und dort erst mal seine alte Software installieren können). Natürlich wird sowas nicht ohne Probleme ablaufen, nicht jede Software wird auch auf der neuen Hardware einwandfrei funktionieren. Als Amigauser kennt man sowas ja schon von dem Wechsel von Kickstart 1.3 nach 2.0 und später dann 3.0.

Jürgen Haage wollte dann von den Besuchern wissen was man im Allgemeinen jetzt von AMIGA erwartet, wie die Community so die momentane Lage von Amiga beurteilen würde und was sie für Wünsche hätte, was AMIGA noch besser machen kann und wie AMIGA in Zukunft vorgehen soll.

H&P-LogoH&P selbst, hat noch keine Entscheidung getroffen ob man eigene Software auf das SDK portieren wird weil das SDK noch zu viele Haken und Ösen hat. Man müsste erst mal den StormC–Compiler umsetzen um selbst weiterentwickeln zu können und damit auch andere Programmierer ihre Projekte darauf weiterentwickeln können. Herr Haage selbst bemängelte dass Amiga zu wenig Informationen nach außen dringen lässt. Dass sie nicht genau sagen was sie da tun, dass es kein Statement dazu gibt warum sich die Entwicklung verzögert u.s.w. In diesem Zusammenhang redete er auch davon wie ihn Fleecy Moss darüber informierte dass es bereits eine lauffähige Betaversion des neuen AmigaDE gibt die man sich firmenintern schon ansehen könne. Herr Haage sagte ihm darauf „Informiere doch die Öffentlichkeit darüber dass das so ist, weil die User das Vertrauen in das Produkt sonst langsam verlieren!“. Dann redete er darüber wie es zu stande kam dass überhaupt ein neues OS für die Classic–Line entwickelt werden konnte, denn ursprünglich arbeitete man ja nur an einem Boingbag #2 welches nur einige kleine verbesserungen bringen sollte. Haage & Partner wurde nämlich von AMIGA gebeten „die Leute bei Laune zu halten“. Es wurde gesagt dass es eine Verspätung geben wird und H&P deshalb ein neues OS en iv zu halten, um im Gespräch zu bleiben, eine Messe zu machen und etwas zum Verkaufen zu haben und damit ein Signal zu geben dass etwas passiert. Das sei eine besonders wichtige Entscheidung gewesen.

MorphOS-LogoJemand der Teilnehmer fragte ob es eine Möglichkeit gibt MorphOS als Basis für OS 4.0 zu nutzen, da es sich ja auch am PowerPC betreiben lässt und ob man mit den Leuten vom MorphOS–Team schon ins Gespräch gekommen ist. Herr Haage vergleichte diese Situation mit dem damaligen Konflickt zwischen PowerUP und WarpUP. Damals konnte man sich nicht zu einem einheitlichen Standard durchringen und am Ende machte eben jeder seins. Mit Ralph Schmidt (Hauptentwickler von MorphOS) ist es ganz ähnlich (er hatte ja damals selbst PowerUP programmiert). Haage & Partner steht dieser Idee jedoch trotz Allem offen gegenüber und würde gern mit Ralph Schmidt zusammenarbeiten, doch Ralph Schmidt hat anscheinend kein Interesse daran.

Es stand auch die Frage nach einer festen Hadwarevorstellung für die neue Amigageneration. Darauf die Antwort: Die Firma bPlan würde eine ziemlich fixe Hardwareplattform bieten, aber auch auf PC–Basis muss es eine gewisse fixe Komponente geben die sich höchstens in Grafikkarte oder Soundkarte leicht variieren ließe. Denn die Probematik der Hardwareerkennung beim Einschalten wäre selbst für Tao ein großes problem, denn bisher hat Tao sein Elate (RTOS – RealtimeOS) auch nur für äußerst feste Konfigurationen programmiert. Tao entwickelte bisher sein System nur für WapHandys und andere Embedded Systems (eingebettete Hardwaresysteme). Lauter kleine Sachen wo das Betriebssystem schon beim Einschalten weiß was an Hardware vorhanden ist und sich so um Hardwareerkennung nicht weiter sorgen musste. Dann war da noch die Frage nach dem Entwicklerboard von IBM auf PowerPC–Basis, denn auf der let AMIGA–Stand auch ausgestellt worden. Dieses Projekt wurde aber leider eingestellt, da sich kein Hardwareproduzent finden ließ der dieses Board in Serie fertigen wollte. Das hing warscheinlich auch damit zusammen dass es kein komerzielles Betriebssystem gab, welches diese offene Plattform nutzen wollte. MacOS hat ja schließlich seine eigene Hardware und Windows auf den PPC umzusetzen war Microsoft dann wohl doch zu viel Arbeit. Zum anderen war dieses Board von IBM einzig dazu gedacht, eigens dafür entwickelte IBM–Chips an den Mann zu bringen. Denn hätte sich eine Firma dazu entschlossen dieses Board in Serie zu fertigen hätte es auch die Chips von IBM kaufen müssen. IBM selbst hatte kein Interesse daran einen eigenen Computer damit in Serie zu fertigen.

Fazit: Ich für meinen Teil sehe in dem neuen AmigaDE die Zukunft der Computerwelt im Allgemeinen. Softwarefirmen hätten somit viel weniger Aufwand ihre Programme zu entwickeln da eine Portierung auf andere Hardwareumgebungen praktisch unnötig würde. Man stelle sich vor die Programme die auf meinem PDA laufen kann ich auch auf meinem Desktop-PC installieren oder die Spiele meines Gameboys würden auch auf meinem Handy funktionieren. Alle Geräte könnten untereinander kommunizieren. Es gibt 1000 Möglichkeiten diese Technologie sinnvoll einzusetzen. Es bleibt zu hoffen dass AMIGA es nun endlich schafft, sich in diesem Jahr auf dem Markt zu behaupten, und kräftig zu punkten. Die Chance dafür ist jedenfalls größer denn je.

Manfred Rauer